Sicher Bezahlen? Kreditkartenbetrug auf Ebay Kleinanzeigen und Vinted
Derzeit kommt es vermehrt zu Betrugsfällen gegenüber Verkäufern auf (Ebay-)Kleinanzeigen und Vinted. Das zeigt unsere Erfahrung in der Kanzleipraxis. Dabei geben vermeintliche Kaufinteressenten vor, die Zahlung über die von Kleinanzeigen bereitgestellte Bezahlmethode „Sicher bezahlen“ abwickeln zu wollen, leiten an dieser Stelle jedoch den Betrug ein.
Wie funktioniert der Kleinanzeigen Betrug?
Betrüger schreiben Verkäufer getarnt als vermeintlich „normaler Nutzer“ an und bekunden zunächst ihr Kaufinteresse, dabei erfragen sie die Handynummer oder E-Mail-Adresse direkt im Chatverlauf mit dem Verkäufer oder beziehen diese aus den öffentlichen Angaben der Opfer auf der Kleinanzeigen-Plattform. Das Perfide: Manche Betrüger geben an, die Zahlung über die Zahlungsmethode „Sicher bezahlen“ abwickeln zu wollen, da ihnen andere Zahlmethoden zu unsicher seien. Es wird behauptet, bereits gezahlt zu haben und gebeten die angeblich von Kleinanzeigen stammende E-Mail-Bestätigung zu akzeptieren. Der Verkäufer erhält eine täuschend echt aussehende E-Mail mit einem Link, unter welchem Kleinanzeigen scheinbar zur Eingabe der Kreditkartendaten für die „Sicher bezahlen“-Funktion auffordert. Oder der Verkäufer erhält Whats-App-Nachrichten und es kommt zu einem gefakten Video-Chat mit einem technischen Support-Mitarbeiter, in welchem sich der Verkäufer angeblich legitimieren soll. In Wahrheit fangen die Betrüger hierüber die Kreditkartendaten ab. Gegebenenfalls ist auch die Bestätigung eingehender Push-Benachrichtigungen der Bank nötig. Oder die Betrüger haben es geschafft, dass die Opfer die Installation der Online-Banking-App auf einem Drittgerät autorisieren.
Die versprochene Zahlung erfolgt dann nicht. Vielmehr kommt es zu Abbuchungen von der Kreditkarte im Ausland, vor allem in Frankreich, England, Litauen, Russland. Die Betroffenen erleiden oft Schäden von mehreren tausend Euro.
Wie schütze ich mich vor diesem Betrug?
Achten Sie beim Erstkontakt darauf, ob Ihnen wirklich ein individueller Mensch schreibt, oder ein Computer-Bot. Anzeichen sind: Ihnen wird sofort oder binnen weniger Minuten nach der Freischaltung Ihres Inserats bei Kleinanzeigen geschrieben. Es wird nicht individuell auf Ihr Inserat eingegangen, sondern es werden irritierende, allgemein gehaltene Formulierungen vom Interessenten gewählt wie z.B. „dieser Computer“, „dieser Artikel“, „die Ware“, „die Sache“. Es wird nicht individuell auf Ihre Antwort eingegangen, sondern der Interessent bleibt bei abstrakten Oberbegriffen wie „der Artikel“, „die Ware“ oder Ähnliches. Der vermeintliche Interessent lenkt die Unterhaltung sehr schnell auf das Erfragen Ihrer Rufnummer, E-Mail-Adresse oder Zahlungsdaten.
Teilen Sie auf keinen Fall die Rufnummer, E-Mail-Adresse oder Zahlungsdaten mit Dritten und vollziehen Sie die Abwicklung nur über die Nachrichtenfunktion der Kleinanzeigen/Vinted-Website bzw. Kleinanzeigen/Vinted-App.
Ebay Kleinanzeigen selbst empfiehlt zum Schutz vor Betrug grundsätzlich eine persönliche Übergabe der Ware und eine Zahlung vor Ort. Bei Versendung der Ware rät Ebay Kleinanzeigen zur Nutzung der „Sicher bezahlen“-Funktion.
Bei der echten, sehr sicheren Bezahlmethode „Sicher bezahlen“ von Kleinanzeigen wird der Verkäufer nie zur Eingabe von Kreditkartendaten auffordert, und erst recht nicht sein Kontostand erfragt.
"Der Verkäufer muss zur Nutzung der echten Bezahlmethode ‚Sicher bezahlen‘ von Kleinanzeigen nichts tun, Käufer können die Artikel des Verkäufers automatisch mit dieser Methode bezahlen", heißt es in den Kleinanzeigen Hilfethemen.
Weiter rät Kleinanzeigen: "Als Verkäufer können Sie den Käufer freundlich bitten, die Zahlung über den ‚Sicher bezahlen‘-Button im Nachrichtenverlauf der Kleinanzeigen-App oder den Button ‚Angebot machen‘ direkt in der Anzeige auf der Kleinanzeigen-Website anzufragen".
Auch bei Vinted werden Nutzer bei der Kauf-Abwicklung nicht zum Austausch von persönlichen Daten aufgefordert. Hierzu bietet Vinted über den „Käufer Button“ Schutz unter anderem vor Phishing-Versuchen.
Wählen Sie sichere Passwörter zur Nutzung von Ebay Kleinanzeigen / Vinted. Informationen zur Vergabe von sicheren Passwörtern finden Sie auf der Internetseite https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/digitale-welt/datenschutz/starke-passwoerter-so-gehts-11672. Wir empfehlen die Nutzung eines Passwort-Managers zum Erstellen und Speichern von Passwörtern. z.B. beim iPhone unter Einstellungen> Passwörter dann unter „Benutzername“ die E-Mail-Adresse, die zur Anmeldung auf der jeweiligen Website verwendet wurde, eintragen und das Passwort automatisch generieren lassen.
Ich wurde betrogen, was kann ich jetzt tun?
Bewahren Sie Ruhe und gehen Sie nicht mehr auf weitere Nachrichten der Betrüger ein.
Rufen Sie direkt bei Ihrer Bank zwecks Kartensperre an oder nutzen Sie die kostenlose Nummer 116 116 des Sperrnotrufs.
Sichern Sie die Beweise. Dazu sollten Sie insbesondere folgende Daten sicherstellen und kopieren:
Chatverläufe auf WhatsApp und SMS: Diese können als Screenshot angefertigt werden oder falls möglich in Form einer Backup-Datei vom Smartphone heruntergeladen werden.
Banknachweise bezüglich der geleisteten Zahlungen: Ausreichend sind Buchungsbelege oder Überweisungsbestätigungen des eigenen Kreditinstituts.
Anwaltliche Beratung und Vertretung
Sie selbst mussten eine unbefugte Abbuchung feststellen? Wir sehen Betroffene jedes Alters und Geschlechts. Es kann wirklich jeder darauf hineinfallen. Auch Menschen mit hohem technischen Wissen sind betroffen. Die Taktik der Täter (Social Engineers) setzt auf das Glück des Zufalls, falsches Vertrauen und die Unüberlegtheit ihrer Opfer.
Unsere Rechtsanwälte sind erfahrene Spezialisten und lassen Sie nicht allein. Wir prüfen Ihre Ansprüche, setzen Ihre Hausbank in Kenntnis und erstatten Strafanzeige.
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